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Growth Hacking

Zukunft des Growth Hacking

Irgendwann in den frühen 2010er Jahren tauchten in den Start-up-Ecken des Internets Geschichten über bestimmte Tech-Start-Ups auf, die es geschafft hatten, in kürzester Zeit enorme Erfolge zu erzielen - durch ihre ausgeklügelten und manchmal fragwürdigen Methoden im Bereich Software-Engineering, die sie zur Lösung ihrer Marketing-Herausforderungen nutzten. Bald gab es einen Namen für diese neue mysteriöse Sache: "Growth Hacking", und Growth Hacker wurden zu den Rockstars der Start-up-Welt. Diese Geschichten erreichten auch uns bei Avaus und entfachten den Funken, der uns dorthin geführt hat, wo wir heute sind.

Was uns in den frühen Tagen des Growth Hacking in den Bann zog, waren die erstaunliche Kreativität, die Fähigkeiten und die Einstellung, die hinter diesen brillanten Hacks standen, welche dazu dienten, Kunden zu gewinnen und zu halten. Um etwas als "Growth Hack" zu bezeichnen, musste man etwas noch nie Dagewesenes tun, und die Neuartigkeit war zum großen Teil das, was diese Hacks erfolgreich machte. Es ging nicht um bewährte Verfahren oder Best Practices, sondern darum, Probleme auf neue, kreative Weise in einem bestimmten Kontextzu lösen .

Heute freuen wir uns zu sehen, dass Growth Hacking endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient. Unser Held, Sean Ellis, hat die Städte, in denen die Avaus Büros liegen, auf seinen Vortragsreise besucht, und es scheint so, als ob jedes große Unternehmen daraufhin mit Growth Hacking starten will. Growth Hacking ist heute viel zugänglicher und prozessorientierter als in den Anfangstagen. Folglich scheint es bei der Diskussion um Growth Hacking, vor allem in den nordischen Ländern, eher um eine Denkweise und einen Prozess als um eine Fähigkeit zu gehen.

Die Gemeinsamkeit zwischen den Anfängen des Growth Hacking und dem heutigen Stand des Growth Hacking ist, dass es immer noch sehr schwer ist, signifikant Einfluss auf das Geschäft zu nehmen. Nach mehreren Jahren in diesem Bereich haben wir festgestellt, dass die größten Auswirkungen in der Regel durch neuartige, kontextspezifische Lösungen erzielt werden, genau wie der Art und Weise des Growth Hacking, die uns ursprünglich begeistert hat. Das soll nicht heißen, dass es keine Möglichkeiten gibt, durch Optimierung oder die richtige Denkweise etwas zu bewirken - denn die gibt es natürlich. Aufgrund der rasanten Entwicklung verschiedener Open-Source-Technologien und -Frameworks, die über das Internet leicht zugänglich sind, gibt es jedoch ein enormes Potenzial, um noch nie dagewesene Wirkungen zu erzielen. Das heißt, wenn man in der Lage ist, diese Technologien zu finden und richtig zu nutzen. Das setzt einige wichtige Fähigkeiten voraus.

 

Definition: Was macht einen Growth Hacker aus

Wir waren nie ganz zufrieden mit den verschiedenen Definitionen dessen, was einen "Growth Hacker" ausmacht. Deshalb möchten wir hier eine neue Definition anbieten. Wir hoffen, dass unsere Definition von "Growth Hacker" andere hungrige und ehrgeizige Growth Hacker dazu inspiriert, noch härter an ihren Zielen zu arbeiten.

Wir werden die Definition eines Data Scientists als Referenzpunkt für unsere Growth Hacker-Definition verwenden. Josh Wills hat Data Scientist sehr schön definiert:

 

Definition eines data scientist

Schaubild 1: Definition eines data scientist

 

"Ein data scientist ist eine Person, die besser in Statistik ist als jeder Software-Ingenieur und besser in Software-Engineering als jeder Statistiker." Wenn wir diese Definition in ein XY-Diagramm übertragen, würde es in etwa so aussehen:

Definition einer data scientist in einem XY-Diagramm

Abbildung 2: Definition einer data scientist in einem XY-Diagramm

 

Um einen Growth Hacker der 2020er Jahre zu definieren, brauchen wir eine Z-Achse:

Definition eines Growth Hackers entlang einer Z-Achse

Schaubild 3: Definition eines Growth Hackers entlang einer Z-Achse

 

Dieses xyz-Diagramm in Worte gefasst sieht etwa so aus:

 

"Ein Growth Hacker (n.): Person, die besser in Statistik ist als jeder Software-Ingenieur und vielseitiger in der Software-Entwicklung als jeder data scientist"

 

Vielseitigkeit in der Softwareentwicklung bedeutet im Wesentlichen, dass man eine größere Auswahl an Tools zur Verfügung hat, um Dinge im Bereich der Softwareentwicklung zu erledigen. Beim Growth Hacking ist diese zunehmende Vielseitigkeit eine natürliche Entwicklung, da ein Growth Hacker im Bereich des Unbekannten arbeitet. Die Probleme, mit denen man zu tun hat, lassen sich nicht auf eine einzige Disziplin beschränken (ich bin data scientist , also befasse ich mich mit Problemen der Datenwissenschaft). Die Fähigkeit zu erkennen, mit welcher Art von Problem man es zu tun hat, ist vielleicht die wertvollste Denkfähigkeit, und Ihre Vorstellungskraft ist oft die einzige Einschränkung in Ihrem möglichen Lösungsspektrum. Man muss sich einfach etwas einfallen lassen und bei Bedarf um Hilfe bitten.

Ob es sich um den Prototyp einer Webanwendung, das Verschieben und Ändern von Daten zwischen Servern, die Gründung eines Unternehmens in Singapur von München aus oder die Entwicklung eines neuronalen Netzes zur Erkennung bestimmter Formen handelt, ein Growth Hacker wählt seine Techniken auf Grundlage ihrer wahrscheinlichen Wirksamkeit aus. Bei der Softwareentwicklung baut man neue Fähigkeiten auf alte auf, und es muss nicht extra gesagt werden, dass ein Growth Hacker nach einiger Zeit und viel harter Arbeit beginnt, die Welt aus einer etwas anderen Perspektive zu sehen. Diese Perspektive verbindet nahtlos die Themen Programmierung, Kreativität und Wirtschaft miteinander. Wir sind der Meinung, dass diese Art von Fähigkeiten bis jetzt nicht genug Anerkennung erfahren hat.

In Zukunft neue Chancen erkennen und stillschweigend ausnutzen bevor Regeln festgelegt werden oder die Konkurrenten sie ebenfalls erkennen, sollte nicht nur im Repertoire der Unternehmen in Silicon Valley sein. Wir hoffen, dass mehr Unternehmen erkennen, dass das Internet eine Fundgrube an Ressourcen und Möglichkeiten ist, die für alle zugänglich sind. Das heißt, wenn man die Fähigkeit hat, es aus der richtigen Perspektive zu betrachten.

 

Geschrieben von Kimmo Ihanus und Aleksi Immonen